Pressespiegel 2018
Ausgezeichnete Integration dank "Music of Hope"
Volker-Mangold-Musikpreis geht an Städtische Musikschule für Projekt mit Flüchtlingen – Ehrung bei vielumjubeltem Klavierkonzert eines "Ehemaligen"
in Passauer Neue Presse vom 08. Oktober 2018
von Bernhard Brunner
Die Urkunde zum Volker-Mangold-Musikpreis nahm Barbara Blumenstingl, Leiterin der Städtischen Musikschule, aus den Händen von Jürgen Karl (2.v.l.) vom Stiftungsrat der Stiftung Europäisches Haus-Konzerthaus Passau sowie von der Bürgerinitiative Konzerthaus Passau e.V. in Empfang. Erste Gratulanten waren Prof. Dr. Walter Schweitzer (l.) und Pankraz Freiherr von Freyberg, ebenfalls führende Funktionäre im Stiftungsrat.Reich beschenkt worden ist die Städtische Musikschule am Freitagabend nachträglich zu ihrem 125-jährigen Bestehen – einerseits durch die Verleihung des mit 2000 Euro dotierten Volker-Mangold-Musikpreises 2018 für das Integrationsprojekt "Music of Hope", zum anderen durch das genial virtuose Klavierspiel des ehemaligen Schülers Alexej Gorlatch anlässlich des Benefiz-Konzerts für ebendieses Engagement. "Seien Sie versichert, dass das Preisgeld sehr gut in unser aller Zukunft investiert wird", bekundete Musikschulleiterin Barbara Blumenstingl.
Einzig getrübt war das freudige Ereignis durch den etwas mageren Besuch. Nur etwa 130 Personen hatten sich im historischen Großen Rathaussaal eingefunden, um die grandiose Darbietung des 30-jährigen Ausnahme-Pianisten mitzuerleben. Die Klangfülle, die Alexej Gorlatch dem Steinway-Flügel durch ebenso einfühlsames wie kraftvolles Spiel entlockte, riss das Publikum – darunter auch OB Jürgen Dupper – zu minutenlangem Applaus und Stehenden Ovationen mit Bravo-Rufen hin. "So ein Geschenk", schwärmte der frühere Intendant der Festspiele Europäische Wochen, Pankraz Freiherr von Freyberg, in der Pause.
Während und nach dem Musik-Hochgenuss mit Schwerpunkt auf Werken von Frédéric Chopin und gleich drei tosend erklatschten Zugaben wunderte es keinen der faszinierten Zuhörer, dass die auf dem Programmzettel skizzierte Vita von Alexej Gorlatch schon jetzt eine nahezu unglaubliche Dimension aufweist. Seit dem Wintersemester 2016/17 wirkt er als Professor für Klavier an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main.
Ausnahme-Pianist Alexej Gorlatch
Seine ersten Schritte nach Noten unternahm Gorlatch als Sechsjähriger bei Blockflötenlehrerin Inge Reinelt an der Städtischen Musikschule in Passau, wo sein Vater als Professor für Informatik an der Universität tätig war. Ein Jahr später nahm Klavierlehrer Eduard G. Georgiew das Ausnahmetalent Alexej für die Dauer eines halben Jahrzehnts unter seine Fittiche, bis die Familie nach Berlin verzog. Beide Lehrkräfte von damals hatten sich am Freitag unter das Publikum gemischt. Eine besondere Überraschung für Georgiew: Gorlatch übergab ihm als Geste der Dankbarkeit den Blumenstrauß, den er zuvor von Barbara Blumenstingl überreicht bekommen hatte.
Blumen sprechen ließ auch Jürgen Karl nach seiner Laudatio auf das Projekt "Music of Hope" und dessen Initiatorin Blumenstingl. Der Vorsitzende sowohl des Stiftungsrates der Stiftung Europäisches Haus-Konzerthaus Passau als auch der Bürgerinitiative Konzerthaus Passau e.V. unterstrich, dass Passau stolz sein dürfe auf das reiche Musikleben in der Stadt. Erfreut zeigte sich Karl darüber, dass die Bemühungen beider Organisationen um einen lange vermissten hochwertigen Konzertsaal nun mit dem inzwischen genehmigten Konzert-/Hörsaal im Erweiterungsprojekt der Universität auf dem früheren Gelände der Löwenbrauerei auf einem guten Weg sind.
Eine sehr große Aufgabe maß der Festredner den Musikschulen zu, Musizieren als Freizeitbeschäftigung wieder beliebter zu machen. Alle im Passauer Raum seien froh und glücklich darüber, dass gerade die Städtische Musikschule, aber auch die Kreismusikschule mit ihrem umfangreichen Angebot in der Gesamtregion sehr viele am Musizieren interessierte Menschen erreichen. Als bestens geeignet dazu griff Karl das Projekt "Music of Hope – Integration durch Musik" heraus. "Für Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund die Begegnung mit Musik und damit Gelegenheit zu gemeinsamer Aktivität und auch zur Integration zu ermöglichen, ist von ganz besonderer gesellschaftlicher Bedeutung", sagte der Laudator im Beisein von Franziska Mangold, der Witwe des Mannes, auf dessen Idee der Förderpreis zurückgeht.
"Sie alle helfen uns ungemein, und die Preisverleihung heute Abend ist eine Art Krönung", stellte Barbara Blumenstingl freudestrahlend fest. Als die sogenannte Flüchtlingswelle 2015 in Passau angekommen sei, habe sie sich durch die Konfrontation mit dem Elend der Geflüchteten am Hauptbahnhof in einer Art Ausnahmezustand befunden und den Gedanken gefasst, etwas Sinnvolles für die Integration der Menschen tun zu müssen, die aus der Fremde kommen, geflohen aus ihrer Heimat vor Krieg und Not. "So bot sich in hervorragender Weise für uns an, Musik als völkerverbindende Kraft zum gegenseitigen Kennen- und Achtenlernen einzusetzen", berichtete die Musikschulleiterin.
"Viel Gemeinsames ist möglich"
Die Ehrung des von der Geigerin Arabella Steinbacher, dem Pianisten Vardan Mamikonian und dem Sprecher des ersten Benefizkonzertes im November 2016, Herbert Hanko vom Bayerischen Rundfunk, als Paten mit aus der Taufe gehobenen Projektes spricht nach Barbara Blumenstingls Überzeugung für die Nachhaltigkeit und Wirksamkeit der Initiative "Music of Hope". Fast hundert Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund seien damit allein im vergangenen Schuljahr erreicht worden – in Singgruppen, Percussion-Ensembles und Musikalischer Grundausbildung. Erstmals eingebunden ist nun auch ein Kindergarten.
Neben dem Beitrag zur Finanzierung der Unterrichtsstunden maß Barbara Blumenstingl dem Volker-Mangold-Musikpreis eine noch weitaus höhere Bedeutung bei. "Er zeigt, dass in unserem Europäischen Haus viel Gemeinsames möglich ist", machte die Musikpädagogin deutlich. Sie sah darin einen kleinen Baustein für ein weltoffenes Haus Europa und dessen Stabilität. Der Erlös aus dem Benefizkonzert steht noch nicht fest. Barbara Blumenstingl rechnete jedoch mit einer Summe in der Höhe der Dotierung des Mangold-Preises.
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