Preisträger 2006
Akademisches Kammerorchester Passau (AKO)
Auszeichnung zum 20-jährigen Bestehen
PASSAUER NEUE PRESSE, 29.10.2006, Hermann Schmidt
Preisverleihung an das AKO (v.l.n.r.): Prof. Albert Scharf, Frauja Seewald, Volker Mangold (Foto: Schmidt)
Als 1986 das Akademische Kammerorchester Passau (AKO) an die Öffentlichkeit trat, mag wohl mancher an einer gedeihlichen Zukunft der Neugründung gezweifelt haben. Doch jene haben da zweifellos die Beharrlichkeit der Dirigentin Frauja Seewald und das musikalische Potential unterschätzt, das die Studierenden an der Passauer Universität von Semester zu Semester neu einbringen. 2006 kann die musikalische Gemeinschaft von Studierenden und akademischem Personal 20. Geburtstag feiern.
Ursprünglich als reines Streichorchester konzipiert, hat das AKO im Laufe seiner Entwicklung in verschiedensten Konstellationen konzertiert – auch mit Chören. Die Liste der bisher aufgeführten Werke ist nicht nur von imposanter Länge, sondern auch von hohem Anspruch und enormer Vielfalt geprägt. Das Spektrum reicht vom Barock über Frühklassik, Hochklassik und Romantik bis in unsere Gegenwart. Ein genauerer Blick in die Programme der vergangenen 19 Jahre seit der Gründung verrät keinerlei Berührungsängste. Beeindruckend ist immer wieder die Epochen übergreifende Programmgestaltung der Prinzipalin Frauja Seewald. In ihren Werkzusammenstellungen vereinen sich stets pädagogischer Hintersinn mit spektralem Reichtum.
Die Konzerte des AKO blieben nie eine isolierte Angelegenheit der Hochschule. Sie fanden stets großen Anklang - eben auch bei der musikinteressierten Öffentlichkeit. Es gab kaum Konzerte des AKO, bei dem Interessenten nicht abgewiesen werden mussten, weil sich die Säle als zu klein erwiesen. Die anhaltende allgemeine Anteilnahme am Wirken dieses Orchesters ist Beweis für einen bedeutenden kulturellen Anteil im Gemeinwesen, der mit diesem Preis der Stiftung nicht nur gewürdigt, sondern auch materiell gestützt werden soll. Das Akademische Kammerorchester Passau hat sich in den Bereich der Unverzichtbarkeit im Passauer Kulturleben hineingespielt, es ist eine bedeutende Stimme im Konzert aller, die daran beteiligt sind.
Lob und Mahnung
PASSAUER NEUE PRESSE, 31.10.2006, Hermann Schmidt
Im Großen Passauer Rathaussaal kamen am Sonntagabend mehrere Ereignisse zusammen, die dafür sorgten, dass der Raum bis auf den letzten Platz besetzt war. Zum einen beschloss das Jubiläumskonzert zum 20-jährigen Bestehen des Akademischen Kammerorchesters (AKO) unter der Leitung seiner Gründerin Frauja Seewald das 9. Jugend-Musik-Festival Passau mit einem fulminanten Konzert.
Zum anderen wurde das AKO mit dem Musikpreis (2000 Euro) der Stiftung „Europäisches Haus - Konzerthaus Passau“ ausgezeichnet. Der eigens aus München angereiste ehemalige Intendant des Bayerischen Rundfunks und Ehrenpräsident der Stiftung, Prof. Albert Scharf, verlas den Urkundentext und hielt die Laudatio. In ihr nahm er auch Gelegenheit, auf die drängende Notwendigkeit eines Konzertraumes für Passau hinzuweisen: „Die Neue Mitte allein wäre keine Mitte für eine so großartige und geisterfüllte Stadt“. Allein schon die klug disponierten Programme des AKO wurden in 20 Jahren zum Markenzeichen. So war eingangs eine aufgeweckte und stilsichere wie humorbetonte Wiedergabe von Mozarts „Serenata notturna“ (KV 239) zu hören, in der sich ausgezeichnete Solisten hervortaten.
Es folgte dynamisch vielschichtig und sensibel für feinste Nuancen die Komposition „Quiet City“ für Trompete und Englisch Horn von Aaron Copland mit den Solisten Michael Beck und Bernd Krickl. Mit viel Sinn für das typische spanische Kolorit und Temperament kam Joaquin Turinas Gemütsgemälde „La oración del Torero“ zum Klingen. Zum Höhepunkt des Abends jedoch wurde Ludwig van Beethovens Violinkonzert mit der faszinierenden lettischen Geigerin Laura Zarina (19), für die es offenbar kaum noch technische Probleme gibt und die mit einem Höchstmaß an Musikalität dieses ebenso berührende wie schwierige Werk durchmaß. Ihre Tongebung ist schlank, aber charaktervoll und im richtigen Moment von bestechender Intensität.
Die Zuhörer brachen nach dem funkensprühenden Finale rechtens in Jubel aus und erklatschten sich zwei Zugaben. Aber auch das Orchester hatte großen Anteil am Erfolg, denn es begleitete mit enormer Sensibilität und ließ sich gänzlich auf den Ausdruckswillen der Solistin ein. Dafür sorgte vor allem die Dirigentin Frauja Seewald, die mit der Geigerin in telepathischer Verbindung zu stehen schien. Die „Chefin“ imponierte vor allem in der Beweisführung dafür, dass auch mit zurückhaltender Zeichengebung bei einem Orchester viel erreicht werden kann. Alles in allem hat das AKO auch diesmal eine goldgerahmte Visitenkarte abgegeben und für einen restlos erfüllten Abend gesorgt.
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