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Wissenschaft und Kunst gehören zusammen

„Wissenschaft und Kunst gehören zusammen“

Passauer Kulturschaffende einig im Wunsch nach einem Konzertsaal im Hörsaal – Dämpfer von der Uni-Präsidentin

in Passauer Neue Presse vom 26. Juli 2016

Von Wolfgang Lampelsdorfer

Ein Konzertsaal für Passau bleibt der Traum aller Kulturschaffenden, die Erweiterung der Universität am Löwenbrauereigelände sehen sie als Chance, diese endlich zu realisieren. Großen Plänen und Visionen, die gestern Abend bei einem von der Bürgerinitiative Konzerthaus Passau sowie der Stiftung Europäisches Haus – Konzerthaus Passau veranstalteten Pressegespräch dargelegt wurden, stellte Uni-Präsidentin Prof. Dr. Carola Jungwirth allerdings die nüchterne Faktenlage entgegen: Nötig seien für die Uni – und die habe Vorrang – kein neues Audimax, sondern zwei Hörsäle mit 300 und 400 Plätzen. Sie sei offen für Synergien, für weitergehende Pläne sei aber in jedem Fall eine externe Finanzierung nötig.

Ein Positionspapier, gestern vorgelegt von BI und Stiftung zeigt, was möglich wäre – wenn denn alles nach den Vorstellungen der Musikfreunde liefe. Der auf dem Löwenbrauerei-Areal geplante Uni-Neubau soll so gestaltet werden, dass er auch für Konzerte, besonders aus dem Bereich der Klassik, genutzt werden kann. Die Vision: ein repräsentatives Hörsaalgebäude mit Platz für Tagungen und Kongresse, Foyer, Garderoben und Nebenräumen, architektonisch anspruchsvoll gestaltet, dazu mit einem besonderen Augenmerk auf Akustik – damit an Wochenenden, Feiertagen und in den Semesterferien auch außeruniversitäre Veranstaltungen wie Konzerte, Ballett, und Schauspiel dort stattfinden können. Sogar einen Namensvorschlag hätte die BI schon parat: „Europäisches Haus“, in Anknüpfung an die gescheiterten Konzerthauspläne, eingebunden in eine Universität, die den „Weg zu einem international bedeutsamen Kompetenzzentrum für europäische Fragen“ einschlägt.

Gleichsam als Schallverstärker hatte BI-Vize Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg 30 Kulturinstitutionen und Veranstalter aufgelistet, alphabetisch von Akkordeon-Orchester und Athanor-Akademie bis hin zum Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen sowie Young Classic Europe, dem Europäischen Jugendmusikfestival. Viele von ihnen hatten zu diesem „Kulturgipfel“ ihre Vertreter entsandt. Die Botschaft war eindeutig: „Wissenschaft und Kunst gehören zusammen“, warb EW-Vize Dr. Karl-Benedikt von Moreau – die Europäischen Wochen würden mithelfen, das „neue Herz Passaus“ mit Leben zu füllen. Einklang auch bei allen anderen Wortmeldungen: „Wir stehen voll hinter der Idee“, so Michael Tausch von der Gesellschaft der Musikfreunde, „eine Notwendigkeit aus musikalischer Sicht“ sieht Dr. Markus Eberhardt vom Konzertverein. Gregor Berg von der Niederbayerischen Philharmonie und Barbara Blumenstingl von Jugend musiziert zeigten sich hoffnungsvoll, Andreas Schlögl schwärmte von Möglichkeiten für die Passauer Tanzszene. Und Prof. Dr. David Esrig von der Athanor-Akademie regte gleich schon mal ein Festival der Theaterschulen in den Donauländern an. Vom Standortfaktor Kultur, den positiven Wechselwirkungen mit der Wirtschaft, sprach als Hausherr des Treffens IHK-Hauptgeschäftsführer Walter Keilbart.

Wären da nicht die Kosten. „Da die Universität für den Bau und Betrieb verantwortlich ist, würde die Stadt nicht mit den Bau- und Betriebskosten eines Konzertsaales belastet werden“ formuliert optimistisch das BI-Positionspapier. Ein „Geschenk für eine kulturell pulsierende Region“ erhofft sich von Freyberg. Weitaus nüchterner dann die Wortmeldung der Uni-Präsidentin, der Hausherrin des neuen Gebäudes. Primäre Aufgabe des Bauprojekts sei es, für eine zukunftsfähige Bebauung zu sorgen, die den mehr als 12.000 Studierenden eine optimale Ausbildung und den Forschern eine gute Infrastruktur bietet. Im Raumbedarf seien zwei Hörsäle für 400 bzw. 300 Personen. Eine Lösung mit entfernbarer Zwischenwand wäre ein nächster Schritt, und da müsse man schon nach der Finanzierung fragen. Geld gebe es nur für Maßnahmen, die ganz unmittelbar aus dem Bedarf der Universität heraus begründet sind. Außer es gäbe Zusagen der Politik, das enge Korsett aufzuweichen. „Diese habe ich bisher nicht.“ Und das Passauer Vorbild Regensburg, wo seit den 60er Jahren das Audimax als Bühne genutzt wird? Auch dort gebe es erhebliche Zusatzkosten, weiß Jungwirth, vom Personal und der Instandhaltung von Licht- und Tontechnik bis hin zu aufwändigen Brandschutzmaßnahmen. BI und Stiftung müssten ein strategisches Konzept vorstellen, wie sie sich die Finanzierung vorstellen und wer dafür eintritt – die Universität jedenfalls könne das nicht, sie sei in ihren Mitteln gebunden.

Optimistischer geht Jungwirths Vor-Vorgänger im Amt Prof. Dr. Walter Schweitzer an diese Kardinalsfrage heran: Man müsse eben Sponsoren auftun, dazu Land und Stadt, Bund und EU einbinden. BI-Vorsitzender Jürgen Karl verwies auf München, wo für 200 – 300 Millionen Euro ein neues Konzerthaus entstehen soll – in Passau bewege man sich doch in ganz anderen Größenordnungen. „Wir sind erst ganz am Anfang“, mahnte MdL Dr. Gerhard Waschler zu Geduld, Summen ließen sich derzeit überhaupt nicht beziffern. Er werde sich aber bemühen, dass man „in einem guten Dialog auf einen Nenner kommt“. Das letzte Wort zum Thema hatte nach Altlandrat Hanns Dorfner Alt-OB Willi Schmöller: Er sei BI und Stiftung dankbar, dass sie am Thema dranbleiben und daran arbeiten, Passau als Kulturstadt zu positionieren. Da dürfe man auch vor Finanzierungsfragen nicht zurückschrecken: „Es gibt keinen Haushaltsengpass“, so Schmöller, „es gibt nur einen politischen Willen“.