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2012 - 1

Konzerthaus: Projektentwickler prüft Standorte

PASSAUER NEUE PRESSE, 29.03.2012, W. Lampelsdorfer

Die Bürgerinitiative Konzerthaus will wieder in die Offensive gehen. Im überfüllten Ratskeller kündigte am Dienstagabend Vorsitzender Matthias Koopmann an, dass der Verein einen Projektentwickler einschaltet, der Standorte und Finanzierung noch einmal unter die Lupe nimmt. Das Passauer Konzerthaus müsse solide geplant sein, am bestmöglichen Standort mit dem bestmöglichen Entwurf.

  Das Konzerthaus muss kein Traum bleiben, da waren sich die meisten Teilnehmer im Saal des Ratskellers einig. Nur mehr Stehplätze waren zu ergattern, "ein gutes Zeichen", freute sich Koopmann über das nach dem verlorenen Bürgerentscheid 2007 wiedererwachte Interesse. Die Gedanken kreisen dabei vor allem wieder um den Hacklberger Fürstenbau, dessen Umbau zum Konzerthaus schon in den 80-er Jahren konzipiert wurde − und von Florian Burgstaller, gebürtiger Passauer, studierter Musikwissenschaftler und Professor für Architektur, den Passauern noch einmal so richtig schmackhaft gemacht wurde. Seine alten, später zugunsten eines Neue-Mitte-Standorts verworfenen Pläne stießen auf lebhaftes Interesse. 600 bis 1000 Plätze wären in einem Anbau an den Hacklberger Fürstenbau unterzubringen, der den historischen Lückenschluss wieder herstellen könnte: "Eine Wunde könnte so geschlossen werden". Das Baugrundstück wäre verfügbar; dass die Prunkräume unter anderem als Foyer genutzt werden können, würde die Baukosten senken. Von den Proportionen wäre ein Konzertsaal mit optimaler Akustik gut zu integrieren. Auch Parkplätze wären realisierbar − über Baukosten und Betriebskonzept könne er selbst allerdings keine Aussagen machen. Hier will die Bürgerinitiative den Projektentwickler Michael Ehret einschalten, der auch andere Standorte noch näher durchleuchten soll − vom Löwenbrauerei-Gelände über die Neue Mitte bis hin zu ungewöhnlichen Ideen wie einem Konzertschiff.

  Die Standortfrage prägte die zum Teil stürmische Diskussion. Man solle doch die Planungen für die Neue Mitte wieder aufgreifen, auch als "ästhetische Wiedergutmachung", so eine Wortmeldung. Genau um Fragen wie diese zu klären, schalte man jetzt ja einen Projektentwickler ein, der Argumente und Gegenargumente prüft, sagte Koopmann. Nach 20 Jahren der Diskussion müsse man dann aber auch bereit sein, sich festzulegen.

  "Sparen könne auch heißen, rechtzeitig zu investieren", so Pankraz Freiherr von Freyberg an die Adresse der Stadt. Er verwies auf Zuschussmittel des Freistaats, auf 350 EW-Sponsoren, die meisten davon kulturinteressierte Unternehmer, die sicher auch für eine Förderung des Konzerthauses zu gewinnen seien. Hacklberg habe dabei größere Chancen als andere Standorte. "Wenn nicht gebaut wird, spucke ich auf die politischen Vertreter", redete sich der EW-Altintendant angesichts verpasster Möglichkeiten und "mangelnden Respekts vor privatem Engagement" geradezu in Rage − eine Wortwahl, die Freyberg nach scharfem Tadel von FWG-Stadtrat Alois Feuerer mit Bedauern zurücknahm. Entscheidend sei, dass die Stadt mit an Bord ist, mahnte Christian Flisek, SPD-Unterbezirksvorsitzender: Nur wenn diese beteiligt ist, gebe es auch Zuschüsse; allein aus Privatmitteln lasse sich solch ein millionenschweres Projekt mit Sicherheit nicht stemmen: "Wir brauchen die Mehrheit der Bürger", weiß Flisek.

 Der Standort Hacklberg habe Charme, so zitierte BI-Vorsitzender Koopmann OB Jürgen Dupper, merkte aber auch an, dass für den OB die wirtschaftliche Situation entscheidend sei. München solle ein neues Konzerthaus bekommen, Linz ein neues Musiktheater, auch Nürnberg sei auf den Geschmack gekommen, und sogar im Bayerischen Wald werde demnächst gebaut. Damit Passau nicht von allen anderen kulturell überholt werde, brauche aber auch seine derzeit 300 Mitglieder starke Bürgerinitiative neue Mitglieder: "Schon 400 werden in der Öffentlichkeit ganz anders wahrgenommen".